Der Richtbaum steht

Rund 100 Richtfest-Gäste hatten sich zum Mitfeiern eingefunden, unter ihnen mehrere Nachbarn aus den umliegenden Häusern, von denen einige sogar schon ihre Mitarbeit anboten. „Michas Essen & Trinken“ hatte im Foyer der Naxoshalle ein leckeres Buffet aufgebaut.  Es gab reichlich zu Trinken,  zu Essen und zu Babbeln.

Die Rede im Namen von Fundament eG gestalteten Margit Meßmer und Herbert Bauch als Dialog. Beide sind Mitglieder des Aufsichtsrats und seit langem dabei. Hier ihr Blick in die Entstehungsgeschichte des Hauses in der Wittelsbacherallee 29:

Margit
Ei Herrbert, was ist denn hier los? Gibt’s hier was umsonst?

Herbert
Ja, FUNDAMENT feiert endlich Richtfest.

M.
Ahhh!!!

H.
… und ich zieh‘ hier im Oktober ein.

M.
Im Oktober? Hatten wir da nicht schon vor Jaaaahren so eine Art Bauschil…

H.
Stimmt. Wir sind schon seit 2006 am Ball… 2006 entstand der erste Plan für gemeinschaftliches Wohnen auf dem Gelände, nachdem die Stadt das Areal zum Jahresbeginn aufgekauft hatte.

M.
2006, das is verdammt lang her! Verdammt lang …

H.
Das kannst Du laut sagen, aber das lag nicht an uns! Die Naxos Union hat ja ihre Schleifmittel-Produktion schon vor einer Ewigkeit eingestellt. Die Stadt hatte das Gelände 1991 angemietet, wollte in der Halle ein Industrie-Museum einrichten. Das scheiterte aber an den Finanzen und dann lagen Grundstück und Halle jahrelang brach …

M.
Waas? und die Stadt hat Monat für Monat und Jahr für Jahr Miete gezahlt?

H.
Ja, und zwar ordentlich. Keine „Peanuts“.

M.
Und auf dem Gelände und in der Halle passierte gar nix …?

H.
So war’s, bis 2000 Willy Praml mit seinem Theater hier einzog.

M.
Ahhh …und dann?

H.
Dann? Dann dauerte es noch einige Jahre, bis die Stadt 2006 das Gelände kaufte…und dann ging das Theater erst richtig los. Die einen wollten hier exklusive Stadtvillen bauen, die anderen sogar ein Hochhaus, damit sich der Mousonturm nicht so alleine fühlt.

M.
Verrückt! Jetzt wo Du das sagst… ich glaub‘, ich hab’ mal in der „Rundschau“ gelesen, dass in dieser fantastischen Lage hochwertige Eigentumswohnungen entstehen sollen. Das kennt man ja schon …

H.
Ja, genau, und das hat uns von Fundament dann auf die Idee gebracht, dass das auch ein Super-Grundstück für gemeinschaftliches Wohnen wäre, so mittendrin in der Stadt.

M.
Ahh, und dann habt ihr ein Stück vom Gelände bekommen …?

H.
Nee, so schnell ging das eben nicht. Wir mussten von Pontius zu Pilatus, vom Bauausschuss zum Ortsbeirat und zu den Sitzungen im Römer laufen - Druck machen. Um unser Anliegen öffentlich zu machen hatten wir von FUNDAMENT an der Wingertstraße ein Bauschild aufgestellt … Du erinnerst Dich?

M.
Und es gab eine große Veranstaltung unter dem Motto „Auf Naxos ist für alle Platz“ mit Willy Praml zusammen in „seiner“ Halle. Das hat Eindruck gemacht und die Zeitungen haben darüber berichtet …

H.
Genau! Danach gab‘s Gott sei Dank Unterstützung von ein paar sozial- und wohnungspolitisch Engagierten im Römer und vom Netzwerk …

M.
Ah ja, wann hat denn die Stadtverordnetenversammlung den Beschluss gefasst, mindestens ein Drittel des Geländes für gemeinschaftliches bzw. genossenschaftliches Wohnen zu vergeben?

H.
Im Oktober 2006.

M.
Toll! Das ging 2006 ja gut voran!

H.
Naja, aber dann war‘s noch ein weiter Weg. 2008 gab es zwar einen symbolischen Spatenstich und alle interessierten Gruppen und Genossenschaften durften bei einem zweistufigen Wettbewerb mitmachen.

M.
Oh ja, da musste doch sogar eine Begründung, warum man gerade hier bauen wolle, und ein Architekten-Entwurf für das Haus abgegeben werden.

H.
Stimmt!

M.
Was ein Aufwand …

H.
Ja, das alles hat nicht nur viel Zeit, sondern uns auch unnötig viel Geld gekostet – und wir haben letztlich nur ein kleines Grundstück bekommen, auf dem FUNDAMENT gerade mal 12 Wohnungen realisieren kann.

Der richtige Spatenstich fand endlich im Oktober 2012 statt.

M.
Aber jetzt sind die Wohnungen wenigstens gebaut!

H.
Ja, Margit. Von 2006 bis 2014 mussten wir warten. Und jetzt wollen wir aber die vielen Leute nicht länger warten lassen und gleich mit ihnen anstoßen.

M.
Na dann Prost - auf eure Hausgemeinschaft …

(14/02/2014 – Es gilt das gesprochene Wort)

 

Fotos/Copyright: Fundament/Peter Sauer